Es regnet! Wir können es kaum glauben als wir aufstehen. Wir packen zusammen und werden dabei von einem radreisenden Italiener mit einem Wortschwall übergossen. Er vermisst irgendetwas, und wir werden das Gefühl nicht los, dass er überprüfen will, ob wir ihn beklaut haben... Wir radeln ohne Frühstück los, denn bei der hektischen Suche nach einer Unterkunft gestern haben wir vergessen in der nahe gelegenen Tankstelle einzukaufen 🙈. Bei Regen steht uns aber auch nicht der Sinn nach einem Outdoor-Frühstück vor der Tankstelle, und so lassen wir uns in dem gemütlichen Restaurant neben der Tanke nieder. Hier gibt es Kaffee bzw. Tee und Sandwichs bzw. Muffins. Wir unterhalten uns mit einem netten Schweden, der sehr gut Deutsch spricht. Er hat seine Radreise gerade erst begonnen, denn er will vom Nordkap bis zum südlichsten Punkt Schwedens fahren. Er macht solche Reisen alle paar Jahre, wenn er wieder längerfristigen Urlaub (8-10 Wochen) von seinem Arbeitgeber bekommt. Er erzählt uns, dass er auf seinen Reisen durch Schweden bisher nur ein einziges Mal einen Elch gesehen hat... Allerdings sei der auch so groß gewesen, dass er danach gar kein Verlangen mehr nach weiteren Begegnungen hatte 😉. Wir verbringen ein nettes Plauderstündchen, und dann ist es auch schon wieder so spät, dass der meiste Verkehr jetzt durch sein müsste. Endlich können wir unsere Regenklamotten testen 😉 und geben uns an den Aufstieg auf 300 m.ü.M. Dann geht es wieder runter auf Meereshöhe, und wir erreichen den Fjord, der bis zum Nordkap reicht. Hier gibt es die letzte Tankstelle vor unserem heutigen Tagesziel, und obwohl wir noch nicht mal die Hälfte der Strecke geschafft haben, müssen wir die Gunst der Stunde nutzen und machen eine weitere Kaffeepause. Tankstellen sind zumindest hier die Ortsmittelpunkte, in denen man einfach alles erledigen kann (einkaufen, Post, Lotto, Café, ach ja, tanken kann man auch 😉, aber das ist für uns zum Glück ja vollkommen uninteressant...). Nach unserem Kaffee hat es auch schon wieder aufgehört zu regnen 😎 und als wir Olderfjord verlassen, sehen wir auch endlich wieder jede Menge Rentiere 😍. Nicht nur das begeistert uns, sondern wir fühlen uns an diesem grandiosen Fjord auf einmal wie mitten in Neuseeland an der schroffen und wilden Westküste und selbst die Pancake-Rocks von Punakaiki gibt es hier 😍🥰. Dazwischen gibt es breite Täler, die sehr an die Ebenen von Canterbury erinnern - Neuseeland-Feeling pur!!! Die Straße führt direkt an der Küste entlang, und dann kommt unser erster norwegischer Tunnel! Dieser ist perfekt zur Eingewöhnung: ganz neu eröffnet, mit eigenem Fahrradweg, gut beleuchtet und belüftet und 4 km lang! Fast direkt anschließend folgt ein viel kürzerer: dunkel, etwas enger und sehr laut. Ok, dann haben wir jetzt einen ersten Eindruck davon, was uns morgen beim Nordkap-Tunnel erwartet... Einige Zeit und viele Fotos später erreichen wir das Fischerdorf Repvåg. Während ich noch mit dem Betreiber des Hüttendorfes spreche, in dem wir uns heute eingemietet haben, wird Christina von 2 deutschen Männern aus Norddeutschland angesprochen, die auch mit Ebikes unterwegs sind. Die haben uns gestern das letzte Zimmer im Motel weggeschnappt und beschweren sich jetzt lautstark darüber, wie schrecklich doch die Strecke von Alta bis hierher sei ("Wüste", "anstrengend",...) 🙈 Christina widerspricht vehement, und wir suchen das Weite - das ist hier zum Glück nicht so schwer... Aus unserem Hüttchen haben wir einen schönen Blick auf den Fjord, und morgen geht es dann zur letzten Station vor dem Nordkap!