Heute führt der erste Weg zum Campingplatzbetreiber, der inzwischen mit dem Fahrradprofi telefoniert hat. Dieser hat seit einiger Zeit aus Altersgründen seinen Laden geschlossen, ist aber bereit die Speiche zu ersetzen. Wir lösen schnell das Hinterrad, sodass er dieses mitnehmen kann. Schon nach ca. 30 Minuten ist er zurück, und wir schaffen es (dank Youtube 😉) das Rad wieder unfallfrei einzusetzen, denn das haben wir beide noch nie in Realität gemacht... Das Fahrrad schnurrt wieder, und es kann weiter gehen! 🙂 Wir merken schnell, dass unsere Tagesetappen jetzt länger werden dürfen, denn auf diesen Straßen schaffen wir locker einen Schnitt von 20 km/h. So richtig begeistert sind wir zwar immer noch nicht von unseren neuen Radwegen, denn es ist zwar nicht wirklich viel Verkehr, aber jeder einzelne LKW ist für uns eine Herausforderung. Und bei ca. 50 Lastern am Tag mit geschätzten bis zu 100 km/h heißt das eine Menge Aufregung 🙈, denn wir wissen nie, wie der Windwirbel neben oder hinter dem Laster ist. Manchmal merkt man gar nichts, aber ab und zu drückt es einen förmlich von der Straße... Manche Brummifahrer benutzen auch noch ihre Hupe als Zauberstab um uns von der Straße verschwinden zu lassen, damit sie nicht bremsen müssen, das hat aber bisher zum Glück noch nicht funktioniert... Inzwischen sieht Nordschweden so aus wie wir es uns vorgestellt haben: endlose Wälder, schnurgerade Straßen, aber trotzdem gibt es zwischendurch immer wieder Abwechslung durch tolle Seen, Flüsse oder weite Ackerflächen und rote Schwedenhäuser. Für die heutige Mittagspause möchten wir wieder einen schönen Picknickplatz aussuchen und halten in einem Naturschutzgebiet, in dem es einen Picknickplatz mit Hütte gibt. Es sieht auf der Karte so aus als läge dieser direkt neben der Straße, aber wir machen dann doch eine kleine Wanderung zu einem riesigen Fluss, der fast wie ein See aussieht. Dieser Umweg hat sich gelohnt, und wir finden eine Hütte an einer traumhaft idyllischen Stelle, in der man es sehr gut aushalten könnte 🤩. Nach der Pause haben wir nur noch 25 km vor uns, doch die haben es mal wieder in sich 🙈. Eine Großbaustelle von mindestens 10 km Länge! Am Anfang werden wir persönlich empfangen und angewiesen auf den Baustellenverkehr zu achten. Immerhin scheinen nach uns alle Fahrzeuge warten zu müssen, denn innerhalb der akuten Baustelle treffen wir außer den Baufahrzeugen auf keine anderen Autos oder Laster! Die Asphaltierarbeiten hier sind allerdings ganz anders 🙈. Auf eine minimale Asphaltdecke wird tonnenweise Schotter geschüttet und einigermaßen plattgewalzt 😅. Gut, dass wir schon so viel Übung mit Schotter haben, dass wir nicht wie die Schnecken vorankommen und nicht alle noch länger auf uns warten müssen. Nach Baustellende folgt der Teil, der zuvor "asphaltiert" wurde und wir geben Gas, denn wir ahnen, wer uns auf den Fersen ist. Richtig gedacht, denn nach ein paar Kilometern nähert sich von hinten eine Kolonne aus Lastern und Autos, die uns vollständig einnebeln. Geteert und gepudert - so kommen wir uns vor 😂. Zum Glück kommt dann auch schon Ramsele, unser heutiges, ebenfalls schwäbisch angehauchtes Ziel. Wir finden den vollkommen verlassenen Campingplatz und denken schon, dass das heute hier nichts gibt, aber nach einem Anruf wird für uns extra aufgesperrt... Wir haben freie Platzwahl und während ich einchecke, bekommt Christina Besuch von einem ca. 80-jährigen verwirrten Verehrer (der uns vorher schon beim Supermarkt aufgefallen war) und der ihr einen dicken Strauß selbst gepflückte Maiglöckchen schenken will 🤣🤭. Wenn ich mal 5 Minuten nicht aufpasse 😉. Aber Christina lehnt dankend ab und wird auch mit senilen Rentnern fertig. Damit steht einem entspannten Abend mit einer leckeren Flasche Wein aus dem Beate-Uhse-Shop (System Bollaget) nichts mehr im Wege...