Der Morgen beginnt sehr entspannt, denn wir konnten am Campingplatz eine Frühstückstüte bestellen, und deshalb gibt es heute ein reichlich belegtes Brötchen, gekochtes Ei, Orangensaft und einen Joghurt zum Frühstück. Die nette Campingplatzbetreiberin erkundigt sich in perfektem Englisch und in allen Einzelheiten nach unserem Wohlbefinden und wir halten einen netten Plausch. Dann lässt sich die Abfahrt nicht länger hinauszögern... Die heutige Etappe bereitet uns nämlich schon seit einigen Tagen Kopfzerbrechen. Wir konnten zum Schluss keinen Radwegen mehr folgen, weil es außer in Degerfors keine bezahlbare Unterkunft im ganzen Umfeld gab (ein Campingplatz öffnet erst im Juni, nichts bei Booking, Airbnb, NorCamp, Maps und selbst Warmshowers - es gab einfach nichts) und deshalb sind wir hier gelandet. Das Problem ist, dass von hier aus eigentlich nur die E18 (Schnellstraße, teils 2-spurig) in machbarer Tagesetappe nach Örebro führt. Durch die unüberschaubare Anzahl an Seen und Sümpfen endet jede andere Straße irgendwo als Sackgasse. Komoot hätte uns auch prompt über die E18 geführt, obwohl das definitiv nicht erlaubt ist 🙈. Beim Heranzoomen der Karte sieht es so aus als führte neben der Autobahn ein schmaler Weg (mal auf der einen und mal auf der anderen Seite) entlang - das ist also heute unsere Strecke!!! Zunächst beginnt der Weg wieder wunderschön (am superschönen Möckeln-See entlang, an dem auch der Campingplatz liegt), doch bald schon hören wir den Lärm der näher kommenden Autobahn, und dann stehen wir ratlos an der als Schnellstraße getarnten Autobahn, denn der schmale Weg, den wir gesehen haben, beginnt auf der anderen Seite. Es scheint immerhin nicht verboten zu sein, die Straße zu überqueren, denn an dieser Stelle fehlt extra die Mittelleitplanke 🙈. Deshalb beobachten wir das Spektakel eine Weile, fassen uns dann ein Herz - und sind drüben. Jetzt fahren wir auf einem schmalen Streifen Schotterweg, rechts die Autobahn und links militärisches Sperrgebiet! Wir hören tatsächlich Kanonendonner (kein Witz!!!) Wir werden misstrauisch aus einem Militärfahrzeug heraus beäugt, aber man lässt uns passieren. So etwas Surreales... 🙈 Wir überqueren die Autobahn ein weiteres Mal und landen mitten in einer Baustelle. Meterhoch ist hier Erde aufgeschüttet, aber es geht tatsächlich eine Art Pfad durch dieses Chaos. Zum Glück wird hier heute nicht gearbeitet und wir dürfen weiter an der Autobahn entlang fahren. Wir sind ja schon froh, dass es den Weg tatsächlich gibt, denn wir hätten keine Alternativroute gehabt. Immer, wenn der Weg von der Autobahn wegführt, kommen nach ein paar Hundert Metern idyllische Seen und die schönsten Häuser. Es ist ein solches Wechselspiel der Eindrücke, aber irgendwann haben wir die Autobahn tatsächlich geschafft, und kommen wieder auf einen Radweg. Auf den Schreck müssen wir uns erst mal ein Eis gönnen. Danach kommen wir durch Latorp (natürlich ein wunderschönes Dorf! 😉), und ich bekomme Heimatgefühle. Zur Beruhigung nach unserer aufregenden Strecke führen die letzten 10 Kilometer über einen schnurgeraden, geteerten Radweg durch flache Landschaft! Wir erreichen Örebro und unsere nette Pension, die uns von Emma, Gustafs Schwester, empfohlen wurde. Bei Emma und ihrer Familie dürfen wir heute unsere Räder und unser Gepäck parken, denn morgen nehmen wir den Zug um nach Stockholm zu fahren und Caro zu besuchen. Wir werden fürstlich sogar noch wieder zurück zu unserer Unterkunft chauffiert (vielen Dank!!!!) und werden uns am Samstag wieder sehen! Das bedeutet, dass wir 4 Tage keinen Live-Tracker anwerfen und unseren ersten Urlaub vom Urlaub machen 😉. Am Samstag folgen aber dann noch wieder ein paar Bilder (und evtl. Text) von Stockholm.